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Lesen - Teil 13

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Efyriel
(37 Posts bisher)
23.07.2019 09:12 (UTC)[zitieren]
Mittwoch – ein Go-Abend.
Alan war nicht gekommen, doch stattdessen eine andere Person, die Manfred Kurzerhand zu einer Partie herausgefordert hatte. Kristin stellte ihnen beiden je eine Tasse Tee hin und lächelte breit. Es war ihr Ehemann, der Manfred gegenüber saß. Sein Name war Ulfric und als er nun Kristin ansah, verstand Manfred, warum die beiden geheiratet hatten.
Kristin vertrat ihn und hatte sowohl Kasse als auch Ausschank kurzerhand übernommen.
„Dann wollen wir mal,“ Ulfric nahm einen Schluck Tee, schob sich die Ärmel seines dunkelgrauen Hemdes hinauf und fasste Manfred ins Auge. Sein Blick war gewissermaßen einschüchternd. Wäre Manfred nicht der ruhige Mann gewesen, der er nun einmal war, hätte ihn das vielleicht eingeschüchtert. Da er aber war, wie er nun einmal war, konnte er nur darüber schmunzeln.
„Wie viele Vorgabesteine möchtest du heute?“ fragte er Ulfric gelassen und lächelte leicht. Sie spielten ja nicht zum ersten Mal und er kannte sowohl Ulfric als auch sein Spiel.
„Keine, was glaubst du denn?!“ tönte Ulfric und lachte, als Manfred nur die Augenbraue hob.
„Du hast recht, vier denke ich.“
Nachdem der jüngere seine vier Vorgabesteine an die dafür vorgesehenen Stellen gesetzt hatte, neigte er den Kopf vor Manfred. Dieser tat es ihm gleich und sie wünschten sich ein angenehmes Spiel, ehe sie begannen.
Kristin spielte selbst nicht, dazu fehlte ihr einfach die Geduld und der Sinn für dieses Spiel. Das hinderte sie jedoch nicht daran es faszinierend zu finden. Denn es glich einem Theaterstück, dass die beiden Kontrahenten vorführten. Die Minen mancher Spieler sprachen regelrecht Bände und das ihres Mannes gehörte eindeutig dazu. Sie konnte diesem vertrauten Gesicht ansehen, ob er sich über einen Zug freute, oder ärgerte. Ob er sich fragte, was für ein Ziel er verfolgte, oder ob er genau so gehandelt hätte. Schon nach wenigen Minuten sah er irgendwie besorgt aus und starrte ein wenig ratlos auf eine bestimmte Gruppe an Steinen.
Bei Manfred hingegen fand sie diese unbeschreibliche Gelassenheit, die er so oft im Blick hatte. In aller Ruhe lächelte er und hob seine Tasse an die Lippen. Auf Ulfrics Zug hin nickte er leicht, stellte die Tasse ab, blickte noch einmal auf das Muster, der Steine und machte dann seinerseits einen Zug. Ulfrics Stirnfalte vertiefte sich um einen Deut und Kristin ahnte, dass es nicht gerade gut bei ihm stand. Dennoch spielte er mit großer Konzentration weiter.
Ähnlich ging es noch einige Minuten weiter, dann schüttelte Ulfric leicht den Kopf und spielte eine andere Stelle an. Scheinbar war sein Plan nicht so ganz aufgegangen.
Manfreds Gesicht war nichts anzusehen, als er seinen Zug machte und um eine weitere Tasse Tee bat.
Als Kristin ihm und auch ihrem Mann je einen Tee brachte, nahm Manfred eben drei Steine vom Brett. Ulfric seufzte leicht und tippte sich gegen das Kinn. Jetzt hätte sie gerne doch etwas mehr über das Spiel gewusst, doch offenbar war es nicht gut, wenn der Gegner Steine vom Brett nahm. Sie spielten noch ungefähr weitere zwanzig Minuten, dann endete das Klackern der Steine.
„Danke Manfred, es war wieder einmal sehr aufschlussreich.“
„Auch ich danke dir Ulfric,“ entgegnete Manfred seinem Gegner und reichte ihm die Hand, ehe sie die Steine wieder in ihren Behältern verstauten.
Da das Café nun offiziell geschlossen hatte, zog sich Kristin einen Stuhl heran und setzte sich zu den Beiden.
„Erzählst du uns jetzt, was mit dir los ist?“ fragte sie Manfred und trank einen Schluck ihres Tees.
„Es ist wegen Alan und Celia, einer jungen Frau, die vor einigen Wochen mehrmals hier war. Die beiden bereiten mir gewisse Sorgen.“
„Erzähl.“
So erzählte Manfred den beiden Freunden von allem was passiert war.
„Ich weiß nicht was mit Alan los ist. Er war schon immer dickköpfig, ja aber was in seinem Kopf vor geht verstehe ich einfach nicht. Vielleicht werde ich auch langsam alt…“
„Aber Manfred!“ Ulfric grinste und Kristin trat ihm auf den Fuß.
„Du bist doch noch nicht alt.“ meinte sie besänftigend. „Vielleicht solltest du einmal mit Alan reden?“
„Vielleicht, doch er war seit einer Woche nicht hier. Nur gestern stand er drüben auf der anderen Straßenseite.“
„Er wird schon wieder kommen,“ meinte Ulfric überzeugt.
„Das glaubte ich von Celia auch, doch sie war seit fünf Wochen nicht hier. Vielleicht habe ich mich getäuscht.“
Nach diesem Gespräch ließen sie den Abend noch mit einigen Worten über die Geschäfte ausklingen. Dann verabschiedeten sich die beiden jüngeren und Manfred blieb noch einen Moment länger in der Tür stehen und sah ihnen nach, wie sie Arm in Arm davon gingen.



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