Alan saß wie jede Woche in Manfreds Café, das Go-Brett vor sich und starrte Löcher in die Luft. Celia war nun seit vier Wochen nicht mehr aufgetaucht. War das alles nur wegen ihrem letzten Spiel? Er hatte sie ganz sicher nicht vertreiben wollen. Es hatte ihn so sehr gefreut, als sie das erste Mal durch die Tür gekommen war und mit schüchterner Stimme nach diesem ‚Spiel mit den Steinen‘ gefragt hatte.
Es war Zufall gewesen, dass Alan gerade keinen Gegner gehabt hatte. Meistens waren viel mehr Spieler da, aber Manfred hatte die junge Frau einfach zu ihm an den Tisch gelotst und Alan hatte ihr die Regeln erklärt. Mehrfach hatten sie sich zwei Mal die Woche getroffen und Celia hatte auch gegen einige der Anderen gespielt. Irgendwie hatte es sich aber ergeben, dass Alan derjenige war, der meistens ihr Gegner war. Ob dies nun einfach daran lag, dass er eigentlich immer da war, oder daran, dass die anderen ihn nicht so gerne als Gegner hatten?
Alan hegte schon länger den Verdacht, dass die anderen ihn nicht mochten, aber bislang hatte er noch immer einen Gegner für sich gefunden. Da im Moment jedoch Ferien waren und viele diese irgendwo im Urlaub verbrachten, saß er nun allein da.
~klack~
~klack~

So landeten einige Steine durch seine Hand auf dem Spielbrett. Manfred spielte ab und an eine Partie nach Feierabend gegen ihn, aber er hatte nicht oft Zeit dazu.
~klack~
~klack~

Noch ein paar weitere Steine fanden ihr Ziel. Lustlos betrachtete er die entstandene Konstellation, dann wischte er die Steine zusammen und begann erneut.
~klack~
~klack~

~klack~
~klack~

Bei jeder Bewegung an der Tür fuhr sein Kopf in die Höhe. Doch Manfred fiel auf, dass es immer seltener wurde und länger dauerte, bis er hinüber sah.
„Hey, sie wird schon nochmal auftauchen,“ versuchte er Alan aufzumuntern und brachte ihm eine Tasse Tee an den Tisch. Das zaghafte Lächeln, das ihm entgegen kam verriet ihm, dass Alan nicht daran glaubte.

Wenn Manfred gewusst hätte, wo Celia wohnte, er wäre zu ihr gegangen und hätte ihr erklärt, dass Alan es nicht böse gemeint hatte. Er hätte ihr von seinen Anfängen im Go erzählt und dann hätte sie sicher mit ihm darüber gelacht. Aber Manfred wusste fast gar nichts über die junge Frau.
Sie war eines Tages einfach hier aufgetaucht und hatte schüchtern nach dem Spiel gefragt. Vermutlich war das ein riesiger Schritt für sie gewesen. Doch nachdem Alan ihr begeistert die Regeln erklärt und sie zum nächsten Termin eingeladen hatte, war sie etwas mutiger geworden. Es hatte ihr sichtlich gut getan, doch dann war Alan zu protzig gewesen. Manfred vermutete, dass Celia ihre Möglichkeiten in diesem Spiel gar nicht bemerkt hatte. Hoffentlich gab sie sich und dem Spiel noch eine weitere Chance. Aber ob sie das tun würde, dass konnte nur sie allein wissen und entscheiden. Die Möglichkeit war ihr gegeben, sie würde nur hier her kommen müssen.

Alan saß weitere Termine lang da und legte Steine vor sich auf das Brett. Die wenigen, die ihn nach einem Spiel fragten, wurden bald noch weniger.
„Was ist nur los mit dir?“ fragte Manfred, als Alan wieder einmal der letzte Kunde an diesem Freitag war.
„Ich bin schuld, nicht wahr?“ fragte er verstimmt und räumte die Steine in ihre Dosen, ehe er sich erhob und ging. Manfred schaffte es gar nicht mehr etwas zu antworten, doch vielleicht hatte Alan auch gar keine Antwort erwartet.


Fortsetzung folgt…

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