„Ich gebe auf,“ erklärte Celia, als Ling wieder vor ihr stand.
Diese nickte und hielt der jungen Frau die Hand hin.
„Danke das du hier warst und wir spielen konnten.“ meinte Ling und lächelte.
Celia war ganz verblüfft und Manfred freute sich, dass Ling die Situation mit Celia so gut erfasst hatte. Dadurch, dass sie ihr die Hand reichte brachte sie Celia dazu zu ihr auf zu sehen. Ihr Blick veränderte sich, als sie den Kopf hob und Lings fröhliches Lächeln bemerkte. Noch etwas zögerlich, aber schon mutiger ergriff sie die dargebotene Hand und lächelte ihrerseits.
„Vielen Dank“ brachte Celia gerade so hervor.
Ling verbeugte sich leicht, ehe sie zu Aiden wechselte.
Manfred hob seine Hand wieder von Celias Schulter. Wie froh er war all das hier arrangiert zu haben. Mit nun noch größerer Freude verfolgte er die anderen Spiele, blieb jedoch weiterhin bei Celia stehen. Sie sollte sich nicht allein gelassen fühlen und sollte sie ihn etwas fragen wollen, wäre er stets für eine Antwort bereit.
Statt etwas zu fragen, oder sich zurückzulehnen starrte Celia jedoch auf das Spielbrett. Ihr Atmen ging tief und konzentriert und Manfred fragte sich, was sie jetzt gerade wahrnahm. Es wirkte, als würde Bilder betrachten und nicht das Spielbrett eines beendeten Spiels. So ähnlich wirkte Manfreds Freund, wenn sie gemeinsam eine Galerie besuchten. Er verlor sich dann im Anblick eines Gemäldes und es konnte Minuten dauern, bis er wieder zurück fand und sie weiter gehen konnten. Er fasziniert Manfred, dieser Blick. Es war ihm dann immer, als würden diese Menschen etwas gänzlich anderes sehen als er. Vielleicht konnte Celia das auch. Zu gerne hätte er jetzt einmal das gleiche gesehen wie sie. Leider war das unmöglich, aber es wäre sicher faszinierend gewesen.

Aiden spielte einfach mit der gleichen unbekümmerten Art weiter. Er würde das Spiel wohl bis zum Ende spielen, selbst wenn er länger zuvor erkannte, dass er verloren hatte. Das war auch in Ordnung, dazu war dieses Spiel genauso da.
~Klack~ landete sein Stein zielsicher, aber locker auf dem Brett. Dann sah er wieder einmal zu Celia hinüber. Diese jedoch bemerkte es gar nicht. Stattdessen begegnete Aiden Manfreds Blick und grinste ihm fröhlich zu. Manfred musste schmunzeln. Na, auch so konnte man ein Go-Spiel genießen.
Bei Alan schien es gerade heiß her zu gehen, denn seinen nächsten Zug machte er mit sehr viel Energie. Von seiner Position aus erkannte Manfred nur, dass es offenbar um einen recht großen Bereich in der Mitte ging. Das könnte noch interessant werden.
In Leens Spiel hingegen gab es keine ungewöhnlichen Vorkommnisse, alles verlief so, wie Manfred es erwartet hatte. Wo Leen seine Chance erkannte, ergriff er sie, wo er sehr deutlich im Nachteil war wich er zurück. Er lenkte seine Tänzer gekonnt, ließ sie aber auch immer wieder kleine Ausfälle machen. Faszinierend war es dabei zuzusehen, denn Ling schien diese Partie besonders zu genießen und ließ sich sogar auf den ein oder anderen ‚Tanz‘ mit Leen ein. Hin und wieder hatte sie versucht ihn zu reizen, oder aus der Ruhe zu bringen, doch ohne Erfolg. Auch dieses Spiel würde noch ein wenig andauern, da war Manfred sich ziemlich sicher.
Von Karola kam ab und an mal ein Schnauben, doch Manfreds Blick auf das Spielbrett bestätigte, was er sich schon gedacht hatte. Es war mehr ein Mitfiebern der jungen Frau, als wirklich zu erkennende Ermüdung oder Niedergeschlagenheit. Ihr Schnauben war offenbar gleichermaßen Ausdruck von Erstaunen, Überraschung, Freude, Anspannung und Nachdenklichkeit. Vielleicht viel es je ein wenig anders aus, doch wenn das so war, entging es Manfred auf die Distanz hin.
Eines war allen Spielern gemein, sie hatten Freude bei diesem Spiel und auch Lings Gesicht zeigte ein Lächeln, welches Manfred verriet, dass sie es auf keinen Fall bereute zugesagt zu haben.

Wie vorhergesehen dauerten die Spiele noch an. Zur Überraschung aller beendete Leen das Spiel noch bevor sie die letzten Züge getan hatten. Er erhob sich von seinem Stuhl um sich bei Ling zu bedanken und wirkte sehr zufrieden. Nacheinander konnten dann auch die anderen ihre Spiele beenden und ein allgemeines Gemurmel brach über sie herein. Erst jetzt bemerkte Manfred, das Celia inzwischen die Steine vom Brett geräumt hatte und Ling beobachtete.



Fortsetzung folgt…