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Lesen - Teil 26

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Efyriel
(37 Posts bisher)
23.07.2019 09:21 (UTC)[zitieren]
Die Ereignisse der letzten Tage brachten Manfred dazu an die Vergangenheit zu denken. Es war nicht nur der Besuch von Ling in der Stadt, es war die Atmosphäre. Der Winter stand vor der Tür und es gab nun jene Gäste, die nur ins Café drängten, weil sie vor der Kälte flohen. Sie tranken Kaffee, oder Tee. Sie aßen vielleicht ein Stück Kuchen dazu, sie unterhielten sich und gingen wieder. Aus irgend einem Grund wurden die Go-Abende kürzer und die Spieler gingen früher nach Hause. Einerseits mochte Manfred den Winter genauso wie den Sommer, andererseits ließ er ihm zu viel Zeit nachzudenken. Da gegen Abend niemand mehr ein Café besuchte schloss er früher, saß dadurch dann länger alleine in seiner kleinen Wohnung. Dies ließ ihm wiederum mehr Zeit nachzudenken und das tat ihm nicht immer gut.
Alan kam jetzt wieder sehr regelmäßig und auch Celia war ein paar Male da gewesen. Doch sie hatte nicht gegen Alan gespielt. Vielleicht war es dazu noch nicht an der Zeit.
Zeit war etwas merkwürdiges. Einmal verging sie viel zu schnell und ein anderes Mal hatte man sehr viel davon übrig. War es nicht merkwürdig, dass es einem so vorkam, obwohl sie eigentlich immer gleich schnell war?
Nachdenklich rührte er in seiner Tasse herum, einfach um etwas zu tun. Er hatte versucht ein Buch zu lesen, konnte sich aber einfach nicht darauf konzentrieren. Was war nur mit ihm los? Litt er etwa an Einsamkeit? Aber er war doch gar nicht einsam, da waren doch Kristin und Ulfric, die ihn immer wieder besuchten. Außerdem traf er eine Menge Leute in seinem Café, dass konnte es also wohl kaum sein, oder?
Irgendwie doch.
Diese Winterabende waren einfach zu lang, ließen ihm viel zu viel Zeit und brachten alte Gedanken wieder hervor.
Er sah sich selbst, damals, als er noch geglaubt hatte, es wäre das schönste auf der Welt sich nur noch mit Go zu beschäftigen. Tagein Tagaus Go zu spielen war ihm wie der Himmel auf Erden erschienen. Mit etwas Unterstützung hatte er das dann auch getan. Ein junger, ehrgeiziger Mann, der versuchte beinahe verzweifelt einem Traum hinterher zu jagen. Denn es konnte doch nur ein Traum sein, wenn man etwas bekam, was man sich so sehr wünschte. Aber Träume neigten auch dazu irgendwann vorüber zu sein. Dieser Traum griff immer weiter um sich und endete nicht. Er überrollte den jungen Manfred und riss ihn mit sich fort.
Wollte er das wirklich? Was wenn er nur ein einziges Mal verlor, wenn er die Anforderungen und Erwartungen nicht erfüllte? Aus der Freude war auch ein gewisser Druck gewachsen und dann war es passiert, er hatte mehrere Spiele verloren. Aber wenn aus Spiel ernst wird, dann geht ein ganzes Stück der Freude verloren. Es ist nicht ohne Gefahren, seinen Traum zu leben.
Er hatte gekämpft, verzweifelt mit den Armen gerudert, hatte eine Pause eingelegt, versucht sich anderem zu widmen. Als junger Mensch hatte man noch alle erdenklichen Möglichkeiten sich zu entwickeln und er hatte sich eine davon ausgesucht. Doch einen solchen Traum gibt man nicht so schnell auf. Er war wieder eingestiegen, er hatte gekämpft und vielleicht war das ein Fehler gewesen.
Man sollte sich nicht unbedingt selbst zum Glück zwingen, denn dann übersah man manchmal, dass man gar nicht mehr glücklich war. Er hatte fast zu lange gebraucht um das zu erkennen.
Ein Spiel, noch ein Spiel und noch ein Spiel. Nachts hatten zuletzt sogar seine Finger gezuckt, weil er davon geträumt hatte. Sein Zimmergenosse hatte ihn einmal darauf angesprochen, ob er es nicht lassen könnte nachts immer auf das Holz des Bettes zu klopfen. Aber er hatte es gar nicht bemerkt, tat es während er schlief und konnte nichts dagegen tun.
Erwartete er damals zu viel von sich? Erwarteten Sie zu viel von ihm?
Er wusste nicht einmal mehr, was genau der Auslöser gewesen war, doch er hatte sich von einem Tag auf den anderen entschieden. Zwar forderte man ihn auf längere Zeit gründlich darüber nachzudenken, denn ein Zurück so machte man ihm klar, würde es nicht geben, aber das änderte nichts. Es hatte ihn traurig gestimmt zu erfahren, dass er damit aus seinem Traum geworfen würde. Gewissermaßen in eine andere Welt verbannt, hatte er sich eine Arbeit gesucht, hatte dann ein neues Ziel gefunden und es verfolgt.
So war er irgendwann hier her gelangt, in sein eigenes Café.



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